Isomaeki Risto by Ascheregen

Autor:Ascheregen
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-11-07T23:00:00+00:00

17

Wenn ein Auto gegen ein unnachgiebiges Hindernis prallt, sodass seine Geschwindigkeit im Bruchteil einer Sekunde auf null zurückgeht, und die Geschwindigkeit des Autos im Augenblick des Aufpralls bei über hundertzehn Stundenkilometern liegt, platzt die Aorta der Insassen. Ein Sicherheitsgurt ändert daran nichts, und auch ein Airbag bietet davor kaum einen Schutz. Nach einem Aortariss stirbt ein Mensch schnell, wenn er nicht ungewöhnlich großes Glück hat. Alice Donovan wollte nicht, dass ihre Aorta platzte.

Deshalb hatte sie die Geschwindigkeit des Mitsubishis unmittelbar vor dem Aufprall verlangsamt.

Bei einer wesentlich höheren Geschwindigkeit wäre der Mitsubishi auch in hohem Bogen über den Betonklotz geschleudert worden. Auch das hatte Alice nicht gewollt, denn die Folgen eines Flugs durch die Luft wären unvorhersehbar gewesen. Und sie wusste auch nicht, wie viel die Schnauze des Wagens aushalten würde, bevor sie so weit nach innen gedrückt wurde, dass ihre Beine zu einer blutigen Masse zerquetscht wurden.

Außerdem brauchte Alice Donovan keine sehr hohe Geschwindigkeit, denn wenn ein Auto gegen ein unbewegliches Hindernis prallt, kann selbst ein Mensch, der sich mit beiden Händen an seinem Sitz festkrallt, während des Zusammenstoßes nur dann an seinem Platz bleiben, wenn die Geschwindigkeit des Autos im Moment des Zusammenpralls dreißig Stundenkilometer nicht übersteigt. Keiner der beiden Gangster auf dem Rücksitz hielt sich am Sitz fest, vielmehr saßen sie weit nach vorn gebeugt da. Und keiner der beiden Yakuzas hatte sich angeschnallt, anders als Alice und Akiko.

Siebenundsechzig Kilometer pro Stunde klingt nicht nach einer hohen Geschwindigkeit, aber tatsächlich war es mehr als genug.

Als Alice Donovan Akiko Noburas Mitsubishi stoppte, indem sie gegen den Betonklotz fuhr, flog das Auto nicht über das Hindernis und überschlug sich auch nicht. Es blieb stehen wie vor einer Wand, aber das Heck des Wagens hob sich von der Kraft des Aufpralls gut einen Meter hoch in die Luft.

Der durch den Aufprall erzeugte Lärm und das darauf folgende Krachen sich zusammenschiebenden Blechs dröhnten in Alice' Ohren, während sie zugleich heftig in den Sicherheitsgurt geschleudert wurde. Der Gurt schnitt ihr schmerzhaft in Bauch, Brüste und Hals. Gleichzeitig aber bewahrte er sie davor, gegen die Windschutzscheibe zu prallen.

Die Yakuzas auf der Rückbank dagegen waren den von Galilei und Newton definierten Gesetzen der Bewegung auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Der eine flog zwischen den Sitzen hindurch nach vorn, der andere segelte über den Kopf der wie ein Taschenmesser zusammengeklappten Akiko hinweg. Die Männer schlugen mit großer Wucht direkt gegen die Windschutzscheibe, Alice meinte ein scheußliches Knirschen zu hören, das jedoch in dem Lärm des sich ineinanderschiebenden Blechs unterging.

Hoffentlich wird das Auto nicht so stark zusammengedrückt, dass ich unter dem Armaturenbrett eingeklemmt werde, dachte Alice noch.

Sie sah, dass die Windschutzscheibe barst und darin im Nu zwei große spinnennetzartige Muster entstanden. Das Glas zersplitterte jedoch nicht. Alice begriff erst jetzt, dass sie einen Augenblick zuvor auch das Zischen einer mit Schalldämpfer versehenen Waffe gehört hatte, und sie spürte einen leichten Schmerz auf der Haut dort, wo das Mündungsfeuer ihr die Stirn und das Haar versengt hatte. Im Seitenfenster war ein kleines rundes Loch, aber Alice hatte das Gefühl, dass sie selbst nicht getroffen worden war, und ihre Haare hatten kein Feuer gefangen.

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